Angriffe sind ein geläufiger Zug im Spiel des Lebens. Es gibt bewusste und unbewusste Angriffe und verschiedene Gründe für Angriffe, zum Beispiel Macht, Verteidigung, Frust, Aggression, die Art des anderen, Besitz oder Konkurrenz. Ein persönlicher Angriff zielt immer auf das Selbstbewusstsein und den Selbstwert ab. Eine diesbezügliche Minderung schädigt das Selbstverständnis und verstärkt hierdurch das Minderwertigkeitsgefühl. Angriffe bewirken immer eine Änderung des vorhandenen Zustands; Ordnung oder Struktur können beispielsweise durcheinandergebracht werden. Darüber hinaus stellen Angriffe gleichzeitig eine Grenzverletzung dar.
Wer eine Abwehrhaltung einnimmt, erwartet die
Initiative des Gegners. Dies müsste selbstverständlich sein.
Miyamoto Musashi
Ist man mit einem Zustand zufrieden, fehlt der Grund für eine Veränderung und somit für einen Angriff. Dies zeigt die Bedürfnispyramide von Maslow (Kapitel „Verhalten“). Ein Angriff zwingt zu einer Veränderung und kann Gewinnen, Verlieren oder ein Unentschieden zur Folge haben. Nach dem jeweiligen Kampfergebnis besteht eine neue Ordnung. Selbst wenn eine Ordnung wiederhergestellt wird, ist es eine neue Ordnung. Ein Angreifer nutzt das Mittel des Angriffs für eine bessere Positionierung. Der Mensch braucht Veränderungen, daher gibt es den Wettbewerb, auch den spielerischen wie Schach, Fußball, Tennis usw. Der Mensch hat das Bedürfnis seine Wertigkeit zu erhöhen und dieses Bedürfnis wird oft über die Entwertung anderer befriedigt. Sieger werden geehrt, bejubelt und vergöttert. Verlierer bekommen den Trostpreis oder gar nichts. In Spielen wie Fußball oder Schach kann man Taktiken und Strategien erkennen, mit denen der Mensch versucht, über Angriff und Verteidigung sein Ziel zu erreichen. Es werden sogenannte Strategeme beziehungsweise Listen und Finten genutzt. Zum Wesen eines Angriffs gehört auch die Opferbereitschaft des anderen, das sogenannte Bauernopfer. Zusammen umfassen Ziel, List, Taktik, Strategie und die Opferbereitschaft das Wesen eines Angriffs.
Verteidigung ist niemals nur Abwehr,
grundsätzlich auch Teil eines Angriffs.
Miyamoto Musashi
Bewusste und unbewusste Angriffe
Die bewussten Angriffe verfolgen ein Ziel, sind durchdacht und geplant. Bei den unbewussten Angriffen ist dem Angreifer selbst nicht bewusst, dass die Grenzen des anderen überschritten wurden. Es fehlt das Wissen über diese Grenzen oder auch das Wissen über die Grenzen der eigenen Handlungen und über die eigenen Grenzen allgemein. Noch einmal sei das bekannte Sprichwort: „So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, erwähnt. Es bleibt die Frage, wer ist die Person, die wirklich in den Wald hineinruft? Gründe für unbewusste Angriffe können Meinungsverschiedenheiten sein, die aufgrund schlechter Kommunikationskenntnisse entstehen, Unwissenheit über allgemeine Erlebnisse oder Triggerpunkte, auf die Menschen empfindlich reagieren – zum Beispiel eine Mutter, die sich angegriffen fühlt, wenn man schlecht über ihre Kinder spricht. Auch die Ausdrucksweise kann, wie im Kapitel „Kommunikation“ beschrieben, grenzverletzend sein, ohne dass es dem Angreifer bewusst ist. Der Hintergrund kann hier eine frühkindliche Prägung sein. Wenn man als Kind eine defizitäre Streitkultur erlernt oder selbst viel Abwertung erfahren hat, kennt man nur diese Art der inadäquaten Ausdrucksweise und wendet sie an. Diesen Menschen ist nicht bewusst, dass sie andere Menschen entwerten und angreifen. Sie sind überrascht, wenn diese aggressiv reagieren. Sie sind auch der festen Überzeugung, dass sie die „Guten“ sind, und fühlen sich meistens missverstanden. Bewusste und unbewusste Angriffe und Übergriffe sind Konfliktauslöser. Wer konfliktfreier leben möchte, sollte ein Bewusstsein dafür schaffen und sich klar werden, wann und was man selbst in den Wald hineinruft.