Mobbing

Mobbing kann jeden treffen. Es gibt keine besondere Art von Menschen, die bevorzug als Mobbingopfer gewählt werden. Mobbing findet, wie alle Übergriffe, auf der Beziehungsebene zwischen Menschen statt. Es ist eine Form von Machtausübung und findet daher in einer Gruppe statt, zum Beispiel in einer Schulklasse oder Clique, im Kollegium, unter Nachbarn usw. Um das besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass große Gruppen wie etwa eine Schulklasse von 30 Schülern sich in kleine Gruppen von maximal 10-12 Mitgliedern splitten. In einer solchen nachgeordneten Beziehungsgruppe treffen Mobbing-Täter und Opfer aufeinander. Ein anderes Beispiel für eine Gruppe kann eine Arztpraxis sein, in der eine Arzthelferin eine andere mobbt. Die Mobbing-Täter können eine kleine Gruppe sein oder als Einzelperson auftreten, immer üben sie Macht aus. Diese Macht wird durch wiederholte körperliche oder seelische Übergriffe/Grenzverletzungen demonstriert.

Hat ein Mensch ein so großes Bedürfnis, einen anderen Menschen dauerhaft offen oder subtil zu attackieren, wird dieser Mensch zu einem Täter im Sinne von Mobbing. Offenes Mobbing ist sofort spürbar, da das Opfer für andere Menschen offensichtlich attackiert und angegriffen wird, körperlich wie seelisch.

Subtiles Mobbing ist schwerer zu erkennen. Es findet für das Opfer erst einmal nicht statt. (Man kann nicht erleben, was man nicht kennt.) Erst nach einiger Zeit, wenn eine für das Opfer nicht erklärbare Unordnung entstanden ist – vielleicht kommen Briefe nicht an, verschwinden Sachen oder andere Menschen sprechen plötzlich nicht mehr mit einem – fängt das Opfer an, sich selbst in Frage zu stellen. Durch diese subtilen Übergriffe werden das Selbstbewusstsein und der Selbstwert stark angegrif fen und die eigene Minderwertigkeit wird immer präsenter. Das Opfer wird unsicher, hinterfragt sich ständig und ist sich seiner Selbst nicht mehr sicher. Subtiles Mobbing kann man in die gleiche Kategorie wie Lüge und Betrug einordnen. Auch Lüge und Betrug sind meist nicht sofort erkennbar. Das menschliche Lernprinzip „Trial and Error“ funktioniert hier nicht, da der Mensch keine sofortige Rückmeldung erhält. Werden jedoch Lügen oder Betrug schließlich nach langer Zeit erkannt, erinnert man sich vielleicht nach Wochen oder Monaten nicht mehr an Gestik und Mimik des Lügners oder Betrügers. Auch beim subtilen Mobbing entsteht erst langsam, wenn überhaupt, ein Bild. Ein weiteres Problem beim subtilen Mobbing ist der potenzielle Glaubwürdigkeitskonflikt. Wenn man bei anderen Hilfe sucht, kann deren womöglich positive Vorstellung vom Mobbing-Täter in Konflikt mit der eigenen Glaubwürdigkeit geraten. So kann ein Chef kaum glauben, dass sein bester Mitarbeiter zu Mobbing überhaupt in der Lage ist, oder die Klassenleitung mag ihre positive Vorstellung von der lieben netten Schülerin nicht aufgeben.

Wer Mobbingopfer ist, muss sich des Themas bewusst werden. Wer sich selbst nicht aus der Rolle des Opfers befreien kann, muss unbedingt Hilfe von außen suchen und in Anspruch nehmen.